Doc Severinsen
-von einem, der auszog, "sein" Instrument zu finden

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- 29.12.03 -

Es war einmal... So beginnen normalerweise Märchen. Unsere nachfolgende Geschichte hat aber mit einem Märchen nur eines gemein, nämlich das Happy-End. Fast zu schön, um wahr zu sein! Aber lesen Sie selbst.

 

Unsere heutige Geschichte handelt von einem Mann, ja einem Künstler, der seine Odyssee auf der Suche nach dem perfekten Instrument bei einem Einmann-Betrieb im Allgäu glücklich beenden konnte. Dieser jemand ist kein geringerer als DOC SEVERINSEN. "Doc", wie ihn seine engeren Freunde nennen, ist in Amerika eine Koryphäe, was das Trompetenspiel angeht. Er wird in gleichem Atemzug mit Namen wie Louis Armstrong, Dizzy Gillesby, Duke Ellington, Benny Goodman und weiteren Legenden des Jazz und anderer Stilrichtungen genannt.
Seine Karriere begann im zarten Alter von 7 Jahren. "Little Doc", benannt nach seines Vaters Tätigkeit als Zahnarzt und in seiner Eigenschaft als dessen Sohn, wollte ursprünglich das Posaunenspiel erlernen. Er wurde jedoch von seinem Vater, selbst Violinist, mehr oder minder dazu gedrängt, ebenfalls mit der Geige in die Welt der Musik einzusteigen. Der Filius beharrte jedoch darauf, mit einer Posaune anfangen zu dürfen. Er musste sich jedoch mit dem einzigen, in seiner kleinen Heimatstadt Arlington (Oregon) verfügbaren Blechblasinstrument zufrieden geben, und das war eben keine Posaune, sondern eine Trompete. Bereits eine Woche später, mit tatkräftiger Unterstützung seines Vaters, war der Junge so gut, dass er eingeladen wurde, sich der örtlichen Highschool-Band anzuschliessen. Im Alter von 12 Jahren gewann er den 'Music Educator's National Contest' und , noch während er auf der Highschool war, wurde er angeheuert, um mit dem berühmten "Ted Fio Rito Orchestra" auf Tour zu gehen.

Nach Beendigung seiner Ausbildung und Ableisten der Militärzeit tourte er mit den Bands von Tommy Dorsey, Benny Goodman and Charlie Barnet.Schließlich ließ er sich im Jahre 1949 als Musiker des Ensembles der NBC (National Broadcasting Corporation - Nationale Fernsehgesellschaft) in New York nieder, trat im Jahre 1962 dem legendären "The Tonight Show"-Orchestra bei und wurde 1967 dessen musikalischer Direktor.
Doc Severinsen spielt in einer lebhaften Anordnung berauschender Musikstile in einer abwechslungsreichen Zusammenstellung erfrischender Gruppen. Der vielseitige Musiker ist musikalischer Direktor des Minnesota Orchestra, des Milwaukee Symphonie Orchestra, der Buffalo Philharmoniker und des Phoenix Symphonie Orchestra. Seine Auftritte sind durchwegs ausverkauft. Als einer der durch sein dynamisches Spiel herausragendsten und sicherlich glänzendsten Instrumentalisten seiner Zeit bereist er das ganze Land nach wie vor und tritt mit unzähligen Synphonieorchestern, Jazz- und Big-Bands als Solist auf, spielt einen Tonträger nach dem anderen ein und: er entwirft und baut Trompeten (bzw. läßt bauen).

Und somit wären wir bei des Pudels Kern. Denn heute ist der Mann 70 Jahre alt und an Können und Erfahrung offensichtlich um vieles reicher. Was aber eben nicht automatisch bedingt, dass er in 50 Jahren bewussten musikalischen Schaffens viel weitergekommen wäre auf der Suche nach dem idealen Instument. Ein halbes Jahrhundert dauerte diese Odyssee nun schon an. Während dieser Zeit arbeitete der Trompetenprofi mit insgesamt vier namhaften Weltherstellern von Blasinstrumenten (darunter auch bspw. die Firma Getzen) zusammen, um ein Instrument zu kreieren, das genau seinen Vorstellungen entsprach. Da ihm dies jedoch in all den Jahren nicht gelang und die Frustration auf ein unerträgliches Maß angewachsen war, gab er es auf. Obwohl er sich mit den vorgegebenen Wegen nie zufrieden gegeben hatte, sah er keine Möglichkeit, sein sich selbst gestecktes Ziel von der perfekten Trompete zu erlangen.

Just zu diesem Zeitpunkt kam der Metallblasinstrumentenbaumeister Franz Straub aus dem Westallgäuer Dörfchen Primisweiler ins Spiel. Byron Autry, ebenfalls Profitrompeter und Inhaber eines Universitätslehrstuhls für Trompete in Michigan, hatte über Umwege von dem eigenwilligen Spezialisten gehört und über lange Jahre Kontakt zu ihm gepflegt, u.a. auf unzähligen internationalen Musikmessen, die Straub regelmäßig besucht und wo er auch seine Erzeugnisse ausstellt. Er traf dann vor ein paar Jahren persönlich auf Straub während der Frankfurter Musikmesse, wo beide im gleichen Hotel logierten. Man kam ins Gespräch und fachsimpelte bis tief in die Nacht.
Eben dieser Byron Autry stellte als persönlicher und langjähriger Freund von Doc Severinsen den Kontakt zwischen den beiden Individualisten her.
Autry sagte zu Severinsen: Und damit war der Grundstein gelegt für eine Zusammenarbeit, an deren Ende ein restlos begeisterter und glücklicher Doc Severinsen stehen sollte. Zuerst aber der Reihe nach. Nachdem Doc eines Nachts bei Franz Straub in Primisweiler angerufen hatte und dieses Telefongespräch satte drei Stunden andauerte, in dem sich der Musiker und der Instrumentenbauer jeweils ihre Vorstellungen von einem perfekten Instrument nahelegten, war für Severinsen klar: "Ich muß ins Allgäu zu Franz Straub. Auf Biegen und Brechen! Franz ist derjenige, der meine Ideen umzusetzen imstande ist!". Und so kam es, wie es kommen mußte. Doc Severinsen und Byron Autry buchten einen Flieger und kamen für eine ganze Woche ins Allgäu. Straub: "Es war aufregend, von solch einem Weltklasse-Trompeter angerufen zu werden! (Woher hat der überhaupt meine Nummer?!?)". An einem Tag dieser für alle entscheidenden Woche gesellte sich zu dieser illustren Gesellschaft noch Hans Govaart, ein niederländischer Trompeter mit Schwerpunkten Jazz und Bebop, tätig auch als Studio- und Leadtrompeter mit C4-Ambitionen und auch selbst Geschäftsinhaber.

Franz Straub war, obwohl er schon unzählige hochkarätige Musiker und namhafte Orchester belieferte, doch etwas aufgeregt über den hohen Besuch aus Amerika. Zur Aufregung mischte sich allerdings auch ein Quäntchen Vorfreude, den berühmten Musiker so zu bedienen und zufrieden zu stellen, dass sich der lange Weg für beide Seiten gelohnt haben sollte.
Straub selbst sagt: Für Doc Severinsen war es hart, "seinen" Klang im Kopf zu haben und diesen infolge mangelnder Verfügbarkeit guten Instrumentenmaterials nicht umsetzen zu können. Er sagt heute, übereinstimmend mit Autry: "Wir hatten in der Vergangenheit immer das Gefühl, abgespeist zu werden. Diskutieren wollten alle Hersteller, aber sich die Arbeit damit zu machen und die Schwierigkeiten aufzunehmen, das war den meisten zu viel." Severinsen favorisierte, als er seine Suche nach einem geeigneten Partner auf Europa ausweitete, von vornherein Deutschland wegen seiner (noch) sprichwörtlichen Qualität in der guten, handwerklichen Arbeit.
Severinsen sagt über Straub: An einem Montag im August holte Franz Straub die zwei prominenten Musiker vom Flughafen Friedrichshafen ab und gleich ging es in die Vollen. Teilweise aus schon vorher angefertigten Komponenten wurde gleich am ersten Tag bis nachts um elf an der Entstehung der Traumtrompete gewerkelt. Severinsen steht während der ganzen Fertigungsphase hinter Straub und schaut ihm über die Schulter. Wer würde schon einen Weg von 13.000 km auf sich nehmen, um dann womöglich tatenlos in einer Ecke zu sitzen und der Fertigstellung des Instruments passiv abwartend entgegen zu sehen! Doc Severinsen gibt zu, dass er sehr nervös war, was bei der ganzen Sache herauskommen würde oder sollte. Aber wie gesagt, die Nervosität war auf beiden Seiten vorhanden; Straub beschreibt es als ein "Prickeln", ein "Kribbeln".
Schallbecher und Mundrohr wurden nach Vorgaben angepaßt, die eigenen Klangvorstellungen von Severinsen wurden bis ins Detail umgesetzt. Was ganz entscheidend ist für das Gelingen des Vorhabens sind u.a. ein konischer Verlauf der beiden Bauteile. Bald merkte der Künstler, dass da jemand vor ihm saß, der seine Ideen ernst nahm und mit allen Mitteln versuchte, diesen einen Klang zu geben. Nachdem er auf seiner langjährigen Odyssee die perfekte Trompete nicht gefunden hatte, von der er um so mehr träumte, je älter er wurde, war nun der Moment für ihn gekommen, wo er erkannte, dass hier genau derjenige war, der seine Vorstellungen umsetzen konnte und wollte. Straub sagte noch am Mittwoch, an dem wir der Zeremonie der schrittweisen Fertigstellung beiwohnen durften: "Am Freitag wird Doc Severinsen mit einem 24 Karat vergoldeten Instrument im Reisegepäck in die Heimat zurückkehren!" So sicher war er sich seiner Sache bereits da. Und es sollte so kommen!
Nach dem ersten Zusammenbau der noch rohen Trompete glänzten Doc Severinsens Augen bereits wie Diamanten. Er verzog sich mit "seinem" Instrument in den Polierraum und wollte ganz alleine sein. "Ich habe dort drei Töne gespielt und hatte das Gefühl, meine Stimmen, meinen Ausdruck gefunden zu haben! Es ist nicht in Worte zu fassen, es ist Inspiration!" Nach weiteren eineinhalb Stunden Einspielen, Gewöhnungszeit und intensiven Beschäftigens mit seinem Instrument kam der berühmte Künstler mit tränenfeuchten Augen wieder aus dem Polierraum und Franz Straub musste ihm mittels einer provisorisch über eine Lehre gebogene Euro-Münze ein Vorab-Emblem auf dem Schallbecher platzieren. Nach genauer Ausrichtung (Beeinflussung des Klangs) verzog er sich nur noch einmal kurz nach nebenan, wo es ihm nach einem kurzen Augenblick entfuhr: "Perfetto!", wohlwissend, dass die Galvanik eine noch etwas andere Klangfarbe verursacht. "I think, itīs gonna happen!" - "Ich glaube, jetzt ist es passiert!" war sein Ausspruch am Ende dieses langen und für beide Seiten entscheidenden Arbeitstages. Er nahm Franz Straub zur Seite und flüsterte ihm ins Ohr, dass er beabsichtige, nach dem Abendessen eine Viertelstunde mit ihm unter vier Augen einen kleinen Spaziergang zu machen. Das war für Straub das Zeichen, dass er seinen berühmten Kunden vollends zufrieden gestellt hatte. Denn was die beiden da zu besprechen hatten, war ein Auftrag, der ein Jahreskontingent an Trompeten aus dem Hause Straub beinhaltet, die nach und nach ihren Weg über den grossen Teich antreten werden. Sie werden in Amerika unter dem Doc-Severinsen-Label zu haben sein mit der Intension, jedem guten Trompeter die Möglichkeit zu geben, auf einem perfekten Instrument spielen zu können.

Die über vierzig Jahre andauernde Suche hat ein glückliches Ende genommen und der Traum von der perfekten Trompete ist für Doc Severinsen in Erfüllung gegangen. Er wird seinem Instrument aus dem Hause Straub in sämtlichen Symphonieorchestern und durch alle Musikstile hindurch, sei es Klassik, Populärmusik oder Jazz, die Klänge entlocken, die in seinem Kopf einst als Idealvorstellung entstanden und von einem Handwerker und Individualisten aus dem Allgäu umgesetzt wurden. Auf die Frage, was er denn am liebsten spiele, kommt die prompte Antwort: "Immer gerade das, was ich im Moment spiele! Wenn ich Pop spiele und eigentlich Mozart spielen möchte, wird Mozart nichts und Pop auch nicht!"

Es war ein überwältigendes Erlebnis, zuzusehen, wie ein internationaler Star das endgültige Musikerglück findet in einem Instrument, das unter seinen Augen von den Händen eines Künstlers seines Faches erschaffen wurde. Wir wünschen Doc Severinsen viel Glück und Erfolg mit seiner goldenen Trompete aus dem Allgäu und Franz Straub noch viele solcher zufriedener und begeisterter Kunden.


Sollten auch Sie Interesse an einem original handgefertigten Instrument aus dem Hause Straub haben, so können Sie sich mit uns oder direkt mit dem Hersteller in Verbindung setzen. Unter der Webadresse www.straub-trumpets.com können Sie sich eingehender informieren. Geben Sie bitte bei der Kontaktaufnahme das Stichwort: krainer-music.com mit an. Vielen Dank!

Viel Erfolg wünscht krainer-music.com

 

 

 

 

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