ASV - Vorentscheid für Deutschland beim Mohrenwirt
in Kranzegg/Allgäu am 27. September 2003

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- 01.10.03 -

Am vergangenen Samstag war es nun also so weit: die Fa. Musik Meyer als Generalvertretung der HOHNER AG und deren Partner konnten 15 Kandidaten zur deutschen Vorentscheidung des von ihnen initiierten Wettbewerbs begrüssen.
Lesen Sie nachfolgend unseren Bericht.

 

Die Spannung war förmlich zu spüren, sowohl bei den Organisatoren als auch bei den überwiegend jungen Akteuren. Im ausverkauften Mohrensaal im allgäuerischen Kranzegg herrschte emsiges Treiben, als wir dort eintrafen. 15 Harmonika- bzw. Akkordeonspielerinnen und -spieler hatte die vorausgegangene "Siebung" hervorgebracht.


Kurz zur Vorgeschichte: die Fa. MUSIK MEYER , ansässig in Marburg und ihres Zeichens Generalvertretung der Fa. HOHNER in Deutschland, hatte zusammen mit ihren Partnern, der Mistel-Musik Verlags-GmbH, dem Bellavista Tonstudio, der TYROLIS Schallplatten GmbH und der volkstümlichen Sendung des MDRīs, "Achims Hitparade", einen Solistenwettbewerb für Harmonikaspieler ausgelobt. Dieser ASV (steht für: Akkordeon Solistenpreis der Volksmusik) hatte eine relativ kurze Vorlaufzeit und auch einen dadurch bedingten, relativ knapp bemessenen Bewerbungsschluß. Umso erstaunlicher war, dass über 100 (in Worten: einhundert) Einsendungen in Form eines selbst aufgenommenen Videoclips beim Veranstalter eintrudelten. Eine Jury hatte nun die gleichfalls ehrenvolle wie schwierige Aufgabe, aus diesen zahlreichen Bewerbungen jeweils 15 Kandidaten für Deutschland und ebenso viele für die Vorentscheidung in Österreich herauszufiltern, die übrigens am 25. Oktober in Bischofshofen im Hotel "Alte Post" stattfinden wird. So weit, so gut.
Nach Aussagen des Vertreters der Fa. MUSIK MEYER, Frank Heinrich, dem die Organisation des Abends oblag, versprach schon die Vorauswahl ein für Kandidaten wie Publikum vielversprechender Abend zu werden.

Und Frank Heinrich hatte nicht zu viel versprochen. Der Ablauf und das Rahmenprogramm waren perfekt aufeinander abgestimmt. Die Jungen Orig. Oberkrainer spielten zur richtigen Einstimmung des aus einer Mehrzahl an Fans und Schlachtenbummlern bestehenden Auditoriums eingangs ein paar flotte Weisen, ehe der truppeneigene Moderator Hubi Aschenbrücker, den die Oberkrainer für diesen Abend dankenderweise ausgeliehen hatten, die Bühne betrat und den Wettbewerb eröffnete.
Gott sei Dank hatte ihn Frank Heinrich begrüßt: in Sakko und Krawatte war er fast nicht wiederzuerkennen für denjenigen, der ihn sonst nur in "Krainer-Arbeitsmontur" sieht.

 

Gleich der erste Kandidat, Bernhard Oss aus dem nahe gelegenen Oberstdorf legte mit seinen 13 Jahren zünftig vor mit einem Titel von V.S. Avsenik: "Polka für Akkordeon", was sicherlich Brane Ticar besonders gefreut haben dürfte. Er war einer der Juroren an diesem Abend, allerdings mit dem Unterschied, dass er als einziger auf und vor der Bühne agieren und wirken musste.

Jeder Kandidat wurde von Hubi kurz vorgestellt und zum Abschluss ebenfalls nochmals kurz interviewt. Dies machte er mit dem ihm eigenen Witz und Charme, weshalb der Abend sehr kurzweilig gelang. Udo Schlecht, 23 Jahre, aus Filderstadt bei Stuttgart, brachte auf der Steirischen eine Eigenkomposition: "Im Steirerstadl" nannte sich der Walzer, der bei Jury und Publikum gleichermassen ankam.
Die erste Dame im Kandidatenreigen, 14jährig, gab ihre musikalische Visitenkarte ebenfalls auf der Steirischen ab. Katharina Martin, eine von zwei Schwestern, die sich beide für die Vorentscheidung im Vorfeld qualifiziert hatten, brachte den "Ziaglgrabīn Landler" von Hermann Huber zu Gehör mit bravourös gespielten Baßläufen und einem intuitiv starken Vortrag. Jonas Schlagbauer aus Oberstaufen-Steibis, mit 11 Jahren der jüngste Teilnehmer, trug ebenfalls ein Stück der Avsenik-Brüder vor, nämlich den "Slowenischen Bauerntanz", dies ebenfalls auf der Steirischen. Auch Simon Rädler hatte fast ein Heimspiel. Als Stiefenhofener nicht weit von zuhause entfernt, trat er mit der "Luftschnapper-Polka", auch auf der Steirischen gespielt, vor das Saalpublikum. Angesagt als Stück von Doris und Herbert handelte es sich jedoch wohl um die Komposition von Roland Mühlburger vom Goldried Quintett, was hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt sei.

Die zweite Dame im Musikantenreigen, Evi Reischl, wartete mit der Polka "Am Jakobshorn", komponiert von Joze Burnik und interpretiert von den Alpenoberkrainern, auf. Die 16-jährige war aus Fürstenzell bei Passau ins Allgäu angereist und hatte mit diesem Stück einen Titel gewählt, der doch auch einiges an Fingerfertigkeit abverlangt, so er denn original gespielt wird. Ralf Penz aus Oberndorf/Neckar, mit 29 Jahren einer der beiden Senioren des Kontests, brachte von den Schürzenjägern die "Hey-Mann-Polka" zu Gehör, die technisch für das geschulte Ohr wenig zu bieten hat. Überzeugen konnte die Jury die 13jährige Alexandra Schmied aus Hohenkemmnat, die ebenfalls eine Eigenkomposition, den "Hohenkemmnater Selbstgīstrickten" auf der Steirischen intonierte. Dies umso bemerkenswerter, als sie erst seit 2002 die Steirische zu ihrem Instrument machte. Im Dirndl, mit Blondmähne und Sonnenbrille, dem bestimmt auf der Wiesn angesagten Bayernpop-Outfit, wäre sie sicher genauso passend auch als Backgroundmädel für ein DJ-Ötzi-Konzert durchgegangen. Aus Spiegelau im Bayrischen Wald gelegen machte der 16jährige Christian Wistl dem an diesem Abend gut vertretenen Slavko Avsenik mit der "Hoppsa-Polka" seine Aufwartung.

Die andere der beiden Martin-Schwestern aus Altstädten im Allgäu, die 12jährige Andrea Martin, überzeugte nicht minder wenig als ihre Schwester Katharina mit dem auf der Steirischen gespielten Weichsel-Boarisch von Hermann Huber. Auch hier standen bravouröse Technik und gekonnter Vortrag im Vordergrund.
Michael Blum aus dem bayrischen Dachau war mit einem Bravourstück für Akkordeon angetreten: "Guten Morgen" von Joze Burnik musste es seiner Meinung nach schon sein, um den Mitbewerbern zu zeigen, wo der Hammer musikalisch gesehen zu hängen hat.
Aus Unterfranken, genauer gesagt aus Großbardorf (es gab mal eine schweizerische Harmonika, die ähnlich hieß), 20 Jahre jung und die Steirische um den Leib geschnallt, bemühte Markus Schüler die Klostertaler und ihr "Hände hoch". Franz Pöschl aus Hohenwart hatte sich ein ganz besonderes volkstümliches Stück aus der Menükarte herausgesucht, um ein musikalisches Leibgericht zu servieren. "Grün und giftig" von Akkordeonmeister Mario Pirsterer von den Grazer Spatzen war technisch beileibe keine gemütliche Kaffeefahrt als vielmehr ein mit Raffinessen gespicktes Solostück, das es in sich hat. Der vorletzte Kandidat, Alexander Strehle, 11 Jahre alt und aus dem Allgäu (Blaichach) stammend, ebenfalls der Zunft der Steirischen Harmonikaspieler zuzurechnen, gab den "Hinterberger Ländler" zum Besten. Als letzter und ebenfalls zweiter Senior mit 30 Jahren trat Christian Erjavec aus Leutkirch mit den "Verhexten Fingern" an, die jedoch schon als zu mystisch gelangen, was Publikum und Jury gleichermassen so empfanden.

Nun galt es, aus den dargebotenen Musikstücken und dem hinterlassenen Gesamteindruck, was sowohl Auftreten als auch Vortrag betraf, die fünf Kandidaten zu küren, die die Fa. Musik Meyer dann am 29. November in Nesselwang in die Endausscheidung schickt. Die fünfköpfige Jury machte es sich nach eigenem Bekunden nicht leicht, die Sieger zu ermitteln. Sandra Hohn von der Mistel-Musik aus München und Managerin der Jungen Oberkrainer, Benjamin Zibret vom Bellavista Tonstudio und früherer Profi auf der Klarinette bei den "Feldbergern", Horst Fausel als Vertreter der HOHNER AG Trossingen, Steffen Heycke, Marketing Manager von MUSIK MEYER und natürlich Brane Ticar, der zugleich auch als Pate zur Verfügung steht, bildeten den Wertungsausschuß und wägte alle Fürs und Wider wohlüberlegt gegeneinander ab. Nach einer längeren Pause, in der die Jungen Orig. Oberkrainer noch einmal gefordert waren, traten Moderator Hubi Aschenbrücker und Organisator Frank Heinrich vors Publikum, um die Ergebnisse bekanntzugeben. Den Einzug ins Finale schafften für diesen ersten Akkordeon-Event im Rahmen des ersten ASV eine Dame, nämlich Alexandra Schmied, und die Herren Udo Schlecht, Simon Rädler, Michael Blum und Franz Pöschl. Mit einem Blumenstrauß ausgezeichnet wurden die Bestplazierten von den Jungen Orig. Oberkrainern mit dem "Trompeten-Echo" verabschiedet. Den fünf Gewinnern auch von dieser Stelle aus herzlichen Glückwunsch von krainer-music.com!

In erster Linie sei aber hier noch einmal Frank Heinrich genannt, dessen Bemühungen um eine perfekte Organisation und einen reibungslosen Ablauf voll aufgingen. So, wie alles klappte, darf man sich schon auf die Veranstaltungen in Bischofshofen und Nesselwang freuen. Zumal der Wettbewerb eines deutlich gemacht hat: weder ist die volkstümliche Musik am Aussterben noch mangelt es an couragiertem Nachwuchs, der sich einem solchen Kontest stellt und sich mit anderen seiner Zunft messen lassen will. Im Gegenteil: es keimt Hoffnung auf, dass sich so eine Veranstaltung etablieren könnte als wohlgemeintes Pendant zu solchen Massenveranstaltungen auf dem modernen Sektor wie "Deutschland sucht den Superstar". Mit den hier gezeigten Leistungen und "handgemachter" Musik müssen sich die jungen Vertreter in keinem Fall hinter den Möchtegern-Bohlens unserer Zeit verstecken. Wir freuen uns jedenfalls schon heute auf die Österreich-Ausscheidung und wünschen für den ganzen Wettbewerb gutes Gelingen und viele schöne Musiktitel, gespielt von begabten jungen Nachwuchstalenten unserer volkstümlichen Musik.

Ihre krainer-music.com

P.S.: Obwohl Brane Ticar den ganzen Samstagabend mitwirkte, merkte man ihm an, wie schwer es noch für ihn ist, sich über einen längeren Zeitraum, an einem Stück, mit der Harmonika auseinanderzusetzen. Hubi merkte das auch an. Von hier aus nochmals die allerbesten Genesungswünsche und weiterhin alles Gute für Brane!

 

 

 

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